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Längst ist der Stellenwert des Kindergartens als Bildungseinrichtung anerkannt, den Wert frühkindlicher Bildung und Förderung werden selbst politische Betonköpfe nicht mehr in Frage stellen.

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Wie kaum eine Branche ist die Kindergartenpädagogik eine Domäne der Frauen. Inklusive der typischen Merkmale eines "Frauenberufs": schlechte Bezahlung, geringes Ansehen bei hoher Verantwortung und kaum Aufstiegsmöglichkeiten. Wer eine Kindergartenpädagogin einmal dabei beobachtet hat, wie sie eine tobende Kindergruppe heil über eine zweispurige Straße bugsiert, zieht den Hut vor diesen Frauen. Nicht selten kommen auf eine Kindergartenpädagogin 25 Kinder. Und der Beruf ist viel mehr als bloßes Kinderhüten.

Längst ist der Stellenwert des Kindergartens als Bildungseinrichtung anerkannt, den Wert frühkindlicher Bildung und Förderung werden selbst politische Betonköpfe nicht mehr in Frage stellen.

Für viele Mädchen und Buben ist der Kindergarten der erste relevante soziale Kontakt außerhalb der eigenen Familie - hier werden Geschlechterbilder entwickelt (nicht nur in diesem Zusammenhang ist die Frage männlicher Betreuer relevant). Hier findet Förderung und im Idealfall sozialer Ausgleich unterschiedlicher Milieus statt. Hier finden Kinder spielerisch zum sozialen Handeln, lernen mit und von anderen, erweitern ihren Blick auf ganzer Linie.

Standort und Lebensglück

Seit der Wert der frühkindlichen Bildung evident ist, interessiert sich selbst die Wirtschaft für den Kindergarten. Mit hübschen Schlagwörtern wie "Standortsicherung" und "lebenslanges Lernen" argumentiert sie die Notwendigkeit, "Humanressourcen" frühestmöglich zu fördern. In seiner emanzipatorischen Variante geht es im Loblied auf den Kindergarten eher um glückliche Kindheit und die Förderung individuellen Entfaltungspotenzials ohne Verwertungsgedanken.

Doch es bleibt seit Jahren bei der ideellen Wertschätzung und der vollmundigen Lobpreisung der Kindergartenarbeit. Materielle Aufwertung des Berufs findet noch immer nicht statt. Dagegen haben Kindergarten- und HortpädagogInnen vor einem Jahr in Wien protestiert. Seither ist nichts passiert - außer Sonntagsreden.

Entlastung für Familien

Dass die Politik den Beruf nicht finanziell aufwerten will, kann kaum erstaunen: Fast 52.000 Menschen arbeiten in Österreich in Kindertagesstätten, sie verdienen beim Berufseinstieg zwischen 1.700 und 2.200 Euro brutto. Würde man sie relevant besser zahlen, schlüge das massiv auf das Budget - und davor schreckt die Politik in Zeiten angewandter Austerität natürlich zurück. Solange es nicht mehr Geld gibt, könnte sich die Politik die Lippenbekenntnisse zum gesellschaftlichen Stellenwert der pädagogischen Arbeit allerdings auch gleich sparen.

Die bestmögliche, hoch qualitative Förderung von Kindern in Kindertagesstätten ist ein Wert an sich. Von einer so hohen gesellschaftlichen Notwendigkeit und Nachhaltigkeit, dass diese Maßnahme (wie andere Bildungsinvestitionen) vom Spargedanken ausgenommen werden müsste. Nicht nur, aber auch deshalb, weil Kindergärten, in die man Kinder mit gutem Gewissen bringt, eine Entlastung für die wachsende Zahl von Frauen und Männern bedeuten, die Kindererziehung in Vollzeit nicht mehr als Synonym für Lebensglück begreifen. (Lisa Mayr, dieStandard.at, 15.5.2014)